Braunkohleabbau in Schenkendorf
Als im ausgehenden 19. Jahrhundert der Schenkendorfer Brunnenbauer Boock auf ein Braunkohle-
vorkommen in der Schenkendorfer Flur stieß, begann für das bis dahin so still und verlassen dämmernde Dorf ein völlig neuer Abschnitt seiner Geschichte. Bereits ein Jahr später, im Jahr 1875, wurde die Bergwerksmutung „Marie-Auguste“ angemeldet - es war schließlich „Gründerzeit“ -, und im Jahr darauf wurde die Grube als Gewerkschaft „Centrum“ eröffnet (dabei muss man wissen, dass im Bergbau der Begriff „Gewerkschaft“ nichts mit einer Arbeiterorganisation zu tun hatte, sondern eine Art Aktiengesellschaft bezeichnete).
Für einen Abbau der Braunkohle bestanden in Schenkendorf ausgezeichnete Voraussetzungen:
Der nahegelegene Notte-Kanal ermöglichte Transporte auf dem Wasserweg.
Die Mittenwalder und Galluner Ziegeleien konnten die benötigten Baumaterialien liefern; Bauholz ließ sich aus den umgebenden Wäldern gewinnen.
Ein erfolgversprechender Anfang - und dann Grundwasser
Werner von Siemens, der große Erfinder und Begründer des heutigen Weltkonzerns, kaufte 1883 die Mehrheit von 80 Anteilen („Kuxen“) der Gewerkschaft. Man hatte ihn überzeugt, dass das einzige große Problem der Grube, die Schwierigkeiten mit dem aufsteigenden Wasser, technisch zu beherrschen wäre, (was sich aber letzten Endes nicht bestätigen sollte). Der Kampf mit dem Wasser begleitete die Geschichte der Grube. Im Jahr 1884 scheiterte der Versuch einer Stabilisierung mittels einer Gefrieranlage, bei der das Erdreich mittels eingezogener Röhren künstlich vereist wurde – das war damals technischer Höchststand. Danach versuchte man es mit Rammbrunnen, wie sie in kleinerer Form heute als Gartenbrunnen gebräuchlich sind. So gelang es immerhin, vier Schächte anzulegen.
Die Schenkendorfer Grube wurde zu einem Großbergwerk mit einer Tagesförderung bis zu 700 Tonnen ausgebaut, die Beschäftigtenzahl stieg auf 500 Personen. Um die Kohle abzutransportieren, wurde die Eisenbahnlinie von Königs Wusterhausen nach Mittenwalde gebaut. Am südlichen Ortsrand wurde eine Brikettfabrik errichtet, von der Verbindungsgleise zur Mittenwalder Eisenbahn führten. Aber 1899 waren die Wassereinbrüche nicht mehr aufzuhalten, und die Grube wurde stillgelegt. Eine Investition von 13 Millionen Reichsmark war im Grundwasser versunken. Den Braunkohlenabbau in Schenkendorf hatte das gleiche Schicksal getroffen wie vergleichbare Projekte um Groß-Köris und Pätz. In den kommenden Jahren wurden die Bergwerksanlagen abgerissen und die Schächte verfüllt – sehr nachlässig, wie wir inzwischen wissen.
In der schlimmen Zeit nach dem II. Weltkrieg hat man übrigens noch einmal versucht, den Bergbau zu reaktivieren, aber das ist schon in den Vierzigern wieder aufgegeben worden.
Was übrigblieb
Was übrigblieb
Ein böses Überbleibsel aus der Bergbauzeit ist auf uns gekommen: In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Bodensenkungen, die ihre Ursache darin hatten, dass die unterirdischen Anlagen eben nicht vollständig verfüllt worden waren. So gab es plötzlich Einbrüche während der Bauarbeiten im Gewerbegebiet von Schenkendorf, aber auch im Ort können einige Einwohner ein trauriges Lied singen. Durch das Landesbergbauamt sind die Schächte und Stollen mittlerweile weitgehend lokalisiert und verfüllt worden, und man darf hoffen, dass zumindest im Ort selbst die Gefahr gebannt ist.
Am „Luch“, dem kleinen See in der Ortsmitte kann man, vor allem, wenn es leicht zugefroren ist, auch heute sehen, dass hier nach wie vor Wasser aufsteigt, denn es gibt dann noch lange Zeit Löcher im Eis, und diese Stellen sollte man auch dann, wenn andernorts auf dem Luch schon Eishockey gespielt werden kann, lieber meiden. Dem Luch sieht man nicht an, dass es ein Tagebau-Restloch ist. Am Anfang konnte man die Kohle nämlich noch über Tage fördern, und erst als dieser Bereich erschöpft war, begann man mit dem Abbau unter Tage. Heute wirkt das Luch mit seinem Schilfbewuchs und seinen Schwänen und Blesshühnern wie ein ganz natürlich entstandener typischer märkischer See.
Die Zechensiedlung
Die Zechensiedlung
Die Errichtung eines solchen Betriebes blieb natürlich nicht ohne Folgen für den Ort selbst. Es wurden Verwaltungsgebäude und Wohnhäuser gebraucht. So entstanden die zwei repräsentativen Klinkergebäude in der Krummenseer Straße. Eines davon, an dem immer noch der Schriftzug „G uckauf“ zu lesen ist, diente in der DDR als Sitz des Rates der Gemeinde.
Für die Beschäftigten wurden Wohnhäuser gebaut. In der Straße, die heute „Am Bruch“ heißt, wurden kleine Einfamilienhäuser als „Steigerhäuser“, errichtet, und vor allem wurden die vier zweigeschossigen Wohnblöcke errichtet. In der Erhaltungssatzung für die inzwischen denkmalgeschützte Bergbausiedlung heißt es über diese Häuser:
Die einzelnen Wohnhäuser sind über ein zentrales Treppenhaus zu begehen, von dem aus die jeweils vier Wohneinheiten erschlossen werden. Jede Wohnung war ausgestattet mit einem zweifenstrigen und einem einfenstrigen heizbaren Zimmer, einer Küche und einem Keller, außerdem, vom Haus getrennt, mit einem in der Mitte geteilten Stall für Ziegen und Schweine, sowie darüber liegendem Bodenraum für Heu und Stroh, Hofraum und 1/4 Morgen Garten. Jede Wohnung war so eingerichtet, dass der Mieter Schlafgänger halten konnte. Aus diesem Grund verfügte jedes Zimmer über einen gesonderten Eingang. So waren Vorderzimmer und Küche vom Treppenflur aus zu betreten. Von der Küche führte eine Tür in das Hinterzimmer, so dass der Einlieger das vom Mieter mit Familie bewohnte Zimmer nicht zu durchschreiten brauchte. Jedes Wohnhaus war mit einer Wasserleitung und drei Auslässen zum Hof ausgestattet. Je zwei Familien teilten sich einen außenliegenden Abort, von denen je vier (also für 2 Wohnhäuser) über in Zement gemauerten Senkgruben mit Bohlenbelag zusammengelegt waren, die einmal monatlich geleert wurden. Sämtlichen Wohnungen zugehörig war außerdem ein außenliegendes, gemeinschaftliches, aber geteiltes Waschhaus, so dass jeweils zwei Familien gleichzeitig waschen konnten.
Die beiden direkt an der Hauptstraße (Freiherr-von-Loeben-Straße) liegenden Wohnblöcke sind in den letzten Jahren als „Zechensiedlung“ hergerichtet und modernisiert worden. Während das anscheinend ganz gut funktioniert hat, holen den Bauherrn bei dem dritten langgezogenen Block, der am „Luch“ liegt, die Probleme der Vergangenheit ein. Offensichtlich gelingt es nicht, der Wassereinbrüche in den Kellern Herr zu werden, und so konnten die vier westlichen Aufgänge bisher nicht neu gestaltet werden. Das ist sehr zu bedauern, denn hier ist ein Wohnmilieu entstanden, das freundlich ist und von gutem nachbarschaftlichen Zusammenleben geprägt ist.
Es ist zu sehen, dass die damalige Struktur erhalten geblieben ist. Die außenliegenden Aborte sind Geschichte, und die damaligen Ställe dienen jetzt als willkommene Abstellräume.
Ein viertes Bergarbeiterhaus an der Ecke von Krummenseer Straße und Freiherr-von-Loeben-Straße ist bisher noch nicht angepackt worden.
In der schlimmen Zeit nach dem II. Weltkrieg hat man noch einmal versucht, den Bergbau zu reaktivieren, aber das ist schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben worden.
Ein böses Überbleibsel aus der Bergbauzeit ist uns geblieben: In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Bodensenkungen, die ihre Ursache darin hatten, dass die unterirdischen Anlagen eben nicht vollständig verfüllt worden waren. So gab es plötzlich Einbrüche während der Bauarbeiten im Gewerbegebiet von Schenkendorf, aber auch im Ort können einige Einwohner ein trauriges Lied singen. Durch das Landesbergbauamt sind die Schächte und Stollen weitgehend lokalisiert und verfüllt worden, und man darf hoffen, dass zumindest im Ort selbst die Gefahr gebannt ist.
Am "Luch", dem kleinen See in der Ortsmitte kann man vor allem, wenn es leicht zugefroren ist, auch heute sehen, dass hier nach wie vor Wasser aufsteigt, denn es gibt dann noch lange Zeit Löcher im Eis, und diese Stellen sollte man auch dann, wenn andernorts auf dem Luch schon Eishockey gespielt werden kann, lieber meiden. Dem Luch sieht man nicht an, dass es ein Tagebau-Restloch ist. Am Anfang konnte man die Kohle nämlich noch über Tage fördern, und erst als dieser Bereich erschöpft war, begann man mit dem Abbau unter Tage. Heute wirkt es mit seinem Schilfbewuchs und seinen Schwänen und Blesshühnern wie ein ganz natürlich entstandener typischer märkischer See.